Ukraine Journal
fomoso.org
16.01.2018 | Kolumne, Krim
Krim-Befragung – Die Situation aus der Sicht der Betroffenen
Anastasiia Zhuravlova
studiert Amerikanistik und Europa-Studien an der Nationalen Taras Schewtschenko Universität, Kiew
In dieser kleinen Einleitung würde ich gerne meine Erfahrung teilen, wie ich diese Interviews gemacht habe. Ich bin auf die Krim gereist, und dachte mir, dass ich da vor Ort mehrere Leute treffen werde, die bereit wären, meine ganz einfachen Fragen zu beantworten. Da ich selber aus der Krim komme, habe ich nicht gezweifelt, dass mindestens meine Verwandten und Bekannten gerne mit mir ein Gespräch führen würden. Das war aber nicht der Fall. Sie hatten nämlich alle Angst, und fast alle haben schlussendlich abgesagt, mir die Interviews zu geben. Sie sagten, es sei zu riskant. Schließlich habe ich nur ein Interview auf der Krim gemacht, und sogar dieses Mädchen hat ganz kurze und ganz formelhafte Antworten gegeben. Die anderen zwei Interviews habe ich nach der Rückkehr in Kiew aufgenommen. Hier haben die Menschen, die aus der Krim kommen, weniger Angst und mehr Lust, ihre Meinungen, Erfahrungen und Eindrücke zu teilen. Es lässt sich ganz deutlich erkennen, wenn man die 3 Interviews vergleicht.
ukraine-journal.de/krim-befragung-die-si...cht-der-betroffenen/
www.fomoso.org/interviews/krim-befragung...icht-der-betroffenen
Mich wundert, dass sie sich wundert, dass niemand auf der Krim ihr Auskunft auf ihre Fragen geben wollte. Hier ein Beispiel aus dem Interview mit der 19jährigen Maryna:
"1. Haben Sie am Referendum teilgenommen?
Maryna: Damals war ich nur 17 Jahre alt, also hatte kein Recht, zu votieren.
2. Und Ihre Eltern?
Maryna: Ja, sie haben daran teilgenommen.
3. Haben sie für den Beitritt in die Russische Föderation gestimmt?
Maryna: Diese Frage werde ich nicht beantworten"
Im weiteren gibt sie Auskunft zum Schulsystem und die Änderungen und auch zu (Ein)-(Aus)-Reise-Möglichkeiten.
Auch wenn ich ihre Ansichten (natürlich) nicht teile, ist sie mir irgendwie sympathisch und vor allem bewundere ich ihren Mut. Denn ich denke das Leben auf der Krim ist nicht einfach, es sei denn, man ist Hardcore-Russe. Ueber das Leben auf der Krim gibt auch folgende Geschichte Auskunft. Wenn es nicht so traurig wäre könnte man daraus eine Seldwyla-Geschichte machen:
Ukrinform
16.01.2018 15:24
Krim: Gericht verurteilt Wolodymyr Baluch zu 3 Jahren und 7 Monaten Lager wegen ukrainischer Staatsflagge
Ein Gericht in der Ortschaft Rosdolne auf der annektierten Krim hat am 16. Januar den ukrainischen Aktivisten Wolodymyr Baluch zu drei Jahren und sieben Monaten Arbeitslager verurteilt. Baluch soll auch eine Geldstrafe in Höhe von 10 minimalen Steuerfreibeträgen zahlen, berichtet Krim.Realien.
Die Staatsanwaltschaft forderte für Baluch 5 Jahren und 1 Monat Arbeitslager und die Geldstrafe von 20 minimalen Steuerfreibeträgen (etwa 9.200 Hrywnja).
In seinem Schlusswort am 15. Januar erkärte Baluch, dass der Prozess gegen ihn gefascht wurde, wegen „seiner politischen Position.“ Das alles könne ihn nicht zwingen, „die neue Heimat“ zu lieben.
Baluch wurde am 8. Dezember 2016 von dem russischen Geheimdienst FSB festgenommen. Nach Angaben des Geheimdienstes wurden auf dem Dachboden seines Hauses 90 Stück Munition und mehrere Sprengkörper entdeckt. Im August 2017 wurde der Aktivist zu drei Jahren und sieben Monaten Straflager verurteilt. Das Berufungsgericht hob aber dieses Urteil auf.
Laut Menschenrechtlern und der Verteidigung des Aktivisten wurde er für seine proukrainische Position, für die ukrainische Staatsflagge in seinem Hof, bestraft.
www.ukrinform.de/rubric-polytics/2383154...er-staatsflagge.html